Kampf der Systeme
Der Glaubenskrieg im Kampf um das beste Betriebssysteme oder die ultimative Textverarbeitungssoftware lässt uns den Blick auf das Wesentliche vergessen.
Sie kennen das: sobald mehrere computeraffine Menschen beisamen sitzen geht es nicht mehr um gute Musik oder die beste Kneipe in der Stadt sondern darum, ob Linux gut und Microsoft böse (oder umgekehrt) und überhaupt Macintosh die alleinig seligmachende Religion ist.
Sitzen nur Microjaner oder Macler zusammen geht es um die beste Bildverarbeitung, das beste Webseitengestaltungswerkzeug, das schönste Blog usw.
Fragen
Welche Software für mich gut ist oder nicht habe ich auf einige, wesentliche Fragen reduziert:
- Welche Anwendung macht das, was ich will?
- Wie groß ist der Einarbeitungsaufwand?
- Welche Import/Export Möglichkeiten gibt es?
- Was kostet das?
Ja, Betriebssysteme kommen nicht in der Liste vor. Betriebssysteme sind
notwendig, damit meine Anwendungen laufen.
Es kostet Zeit, die Betriebssysteme aktuell zu halten und vor schädlichen
Einflüssen von außen zu schützen. Meist kommt noch Zeit hinzu, das System
häuslich einzurichten. Unproduktive, jedoch nicht nutzlose Zeit, denn ich
lerne etwas.
Mit der Anwendungssoftware erledige ich meine "Arbeit", also die Dinge die ich eigentlich machen will. z.B.:
- Fotos bearbeiten
- Briefe schreiben
- Webseiten erstellen
- Programme schreiben
- Steuererklärung machen
- Hombanking betreiben
- usw.
Es fehlen einige Fragen; Fragen die ich mir als Privatmensch nicht stelle, die aber in der Geschäftswelt wesentlich sind:
- Gesamtkosten (Schulung, Wartung, Update, der sogenannte TCO halt).
- Investitionssicherheit (openSource vs. etablierter Firma)
- und noch einige mehr. Fragen Sie Ihren Manager oder Controller.
In dieser Betrachtung hier geht es um den privaten, persönlichen Nutzen.
Welche Anwendung macht das, was ich will?
Meist können bekannte Anwendungen sehr sehr viel und werden dadurch noch
bekannter.
Eierlegende Wollmilchsäue. Solche Anwendungen setzen Standards. Man denke hier
durchaus an die Office Suite oder das Emailprogramm.
Andererseits ist es schon mal ganz hilfreich, wenn man merkt, dass für ein Webseitendokument nur eine handvoll Strukturierungsbefehle ausreichend sind und eine komplette Textverarbeitung eher ein "Overkill" ist.
Es gibt "Spezialisten" und "Allrounder". Wichtig ist, wie die Anwendungen zusammenarbeiten. Z.B. soll ein Kreuzworträtsel als PDF Datei und Webseite dargestellt werden.
Wie groß ist der Einarbeitungsaufwand?
Für einen Brief das, mittlerweile fast un-, bekannte LaTeX einzusetzen ist
sicherlich übertrieben, denn der Einarbeitungsaufwand für LaTeX und TeX ist sehr
hoch (mindestens ein Jahr oder so) und die Materie ist komplex.
Will ich allerdings ein (dickes) Buch schreiben, sollte ich mir das mit LaTeX
nochmal überlegen. Denn dies ist hier wesentlich effizienter, als eine
Textverarbeitung.
Etwas zu nehmen, was man kennt ist meistens richtig: Da geht der Einarbeitungsaufwand gegen Null.
Welche Import/Export Möglichkeiten gibt es?
Was nutzt ein Superprogramm, wenn ich die Daten nur mit diesem Programm
bearbeiten kann und das Speicherformat der Daten nicht offengelegt ist und
andere Programme nicht damit arbeiten können.
Wenn also meine gespeicherte Email aus dem einen Mailreader nicht in den
neuen Mailreader importiert werden kann, bedeutet dies, dass ich an eben
diesen einen Mailreader gebunden bin. Mit all seinen Macken.
Ich bin froh, wenn die Daten in anderen Programmen weiterverarbeitet
werden können.
z.B. wenn es für das CAD Programm einen Export gibt, welcher von meinem
Zeichenprogramm verstanden wird (für die künstlerische Aufbereitung) oder wenn
ich in Rosegarden eine Musikdatei erstelle und die dann mit einem normalen
Midiplayer abgespielt werden kann.
Dann kann ich Programme für spezielle Zwecke verwenden und in einen
übergeordneten, u.U. automatisierten, Arbeitsfluß einbinden.
Richtig schlimm wir es, wenn es die Software nicht mehr gibt und diese nur auf
einem bestimmten Betriebssystem läuft. Dann muss man den Rechner, auf dem das
Betriebssystem
läuft mit allen Mitteln am Leben erhalten (wenn die Software eben wesentliche
Daten bearbeitet wie z.B. Finanzverwaltung).
Oder wenn eine Onlineregistrierung für Software erforderlich ist, diese aber
aus welchen Gründen auch immer eingestellt wird. Nach einem Rechnerwechsel oder
einer Neuinstallation ist diese Software nicht mehr nutzbar.
Was kostet das?
Klar, Software für den Privatmensch darf nix kosten. Doch will man "sauber"
bleiben ist das nicht immer so einfach. Hier bieten sich mehr und mehr
openSource Lösungen an oder die "freien" Versionen kommerzieller Produkte.
Ein weiterer Vorteil "offener" Software ist auch, dass sie nicht der zuvor
genannten Lizenzproblematik unterliegt.
Übrigens kosten auch die vorinstallierten Softwareversionen bei neuen Rechnern Geld. Geld, dass auf den Rechnerpreis draufgeschlagen wurde.
Geht man nun aufgabenorientiert bei der Beschaffung von Programmen vor, kann man
recht viele Dinge mit kostenfreier openSource Software erledigen.
Nicht immer, aber immer öfters
Anders sieht es in der Industrie aus. Doch wie gesagt, das ist kein Thema hier. Da haben sich schon viele schlaue Menschen die Köpfe zerbrochen.
Zusammenfassung
Wenn man für jede der Fragen seine persönlichen Antworten gefunden hat, dann kann man nun die passende Software aussuchen, bei Bedarf bezahlen und installieren.
Alles andere ist eine Frage des sozialen Ansehens (mein Haus, mein Pferd, mein Office).
Persönlich kenne ich Apple Software, Windows Software und Unix/Linux Software. Arbeiten lässt sich mit jeder Variante. Ich selbst sehe keine wesentlichen Vor- oder Nachteile in den einzelnen Systemen (außer vielleicht den Kosten).
Oh ja doch. Um die Diskussion loszutreten: Ich liebe mein Ubuntu (zu Hause). Ich mag mein Windows (auf der Arbeit) und MacOs vermisse ich (MacOs X habe ich leider nie ausprobiert).
Vielen Dank für's Lesen sagt
Florian