Kampf der Systeme

Der Glaubenskrieg im Kampf um das beste Betriebssysteme oder die ultimative Textverarbeitungssoftware lässt uns den Blick auf das Wesentliche vergessen.

Sie kennen das: sobald mehrere computeraffine Menschen beisamen sitzen geht es nicht mehr um gute Musik oder die beste Kneipe in der Stadt sondern darum, ob Linux gut und Microsoft böse (oder umgekehrt) und überhaupt Macintosh die alleinig seligmachende Religion ist.

Sitzen nur Microjaner oder Macler zusammen geht es um die beste Bildverarbeitung, das beste Webseitengestaltungswerkzeug, das schönste Blog usw.

Fragen

Welche Software für mich gut ist oder nicht habe ich auf einige, wesentliche Fragen reduziert:

Ja, Betriebssysteme kommen nicht in der Liste vor. Betriebssysteme sind notwendig, damit meine Anwendungen laufen.
Es kostet Zeit, die Betriebssysteme aktuell zu halten und vor schädlichen Einflüssen von außen zu schützen. Meist kommt noch Zeit hinzu, das System häuslich einzurichten. Unproduktive, jedoch nicht nutzlose Zeit, denn ich lerne etwas.

Mit der Anwendungssoftware erledige ich meine "Arbeit", also die Dinge die ich eigentlich machen will. z.B.:

Es fehlen einige Fragen; Fragen die ich mir als Privatmensch nicht stelle, die aber in der Geschäftswelt wesentlich sind:

In dieser Betrachtung hier geht es um den privaten, persönlichen Nutzen.

Welche Anwendung macht das, was ich will?

Meist können bekannte Anwendungen sehr sehr viel und werden dadurch noch bekannter.
Eierlegende Wollmilchsäue. Solche Anwendungen setzen Standards. Man denke hier durchaus an die Office Suite oder das Emailprogramm.

Andererseits ist es schon mal ganz hilfreich, wenn man merkt, dass für ein Webseitendokument nur eine handvoll Strukturierungsbefehle ausreichend sind und eine komplette Textverarbeitung eher ein "Overkill" ist.

Es gibt "Spezialisten" und "Allrounder". Wichtig ist, wie die Anwendungen zusammenarbeiten. Z.B. soll ein Kreuzworträtsel als PDF Datei und Webseite dargestellt werden.

Wie groß ist der Einarbeitungsaufwand?

Für einen Brief das, mittlerweile fast un-, bekannte LaTeX einzusetzen ist sicherlich übertrieben, denn der Einarbeitungsaufwand für LaTeX und TeX ist sehr hoch (mindestens ein Jahr oder so) und die Materie ist komplex.
Will ich allerdings ein (dickes) Buch schreiben, sollte ich mir das mit LaTeX nochmal überlegen. Denn dies ist hier wesentlich effizienter, als eine Textverarbeitung.

Etwas zu nehmen, was man kennt ist meistens richtig: Da geht der Einarbeitungsaufwand gegen Null.

Welche Import/Export Möglichkeiten gibt es?

Was nutzt ein Superprogramm, wenn ich die Daten nur mit diesem Programm bearbeiten kann und das Speicherformat der Daten nicht offengelegt ist und andere Programme nicht damit arbeiten können.
Wenn also meine gespeicherte Email aus dem einen Mailreader nicht in den neuen Mailreader importiert werden kann, bedeutet dies, dass ich an eben diesen einen Mailreader gebunden bin. Mit all seinen Macken.

Ich bin froh, wenn die Daten in anderen Programmen weiterverarbeitet werden können.
z.B. wenn es für das CAD Programm einen Export gibt, welcher von meinem Zeichenprogramm verstanden wird (für die künstlerische Aufbereitung) oder wenn ich in Rosegarden eine Musikdatei erstelle und die dann mit einem normalen Midiplayer abgespielt werden kann.
Dann kann ich Programme für spezielle Zwecke verwenden und in einen übergeordneten, u.U. automatisierten, Arbeitsfluß einbinden.

Richtig schlimm wir es, wenn es die Software nicht mehr gibt und diese nur auf einem bestimmten Betriebssystem läuft. Dann muss man den Rechner, auf dem das Betriebssystem läuft mit allen Mitteln am Leben erhalten (wenn die Software eben wesentliche Daten bearbeitet wie z.B. Finanzverwaltung).
Oder wenn eine Onlineregistrierung für Software erforderlich ist, diese aber aus welchen Gründen auch immer eingestellt wird. Nach einem Rechnerwechsel oder einer Neuinstallation ist diese Software nicht mehr nutzbar.

Was kostet das?

Klar, Software für den Privatmensch darf nix kosten. Doch will man "sauber" bleiben ist das nicht immer so einfach. Hier bieten sich mehr und mehr openSource Lösungen an oder die "freien" Versionen kommerzieller Produkte.
Ein weiterer Vorteil "offener" Software ist auch, dass sie nicht der zuvor genannten Lizenzproblematik unterliegt.

Übrigens kosten auch die vorinstallierten Softwareversionen bei neuen Rechnern Geld. Geld, dass auf den Rechnerpreis draufgeschlagen wurde.

Geht man nun aufgabenorientiert bei der Beschaffung von Programmen vor, kann man recht viele Dinge mit kostenfreier openSource Software erledigen.
Nicht immer, aber immer öfters

Anders sieht es in der Industrie aus. Doch wie gesagt, das ist kein Thema hier. Da haben sich schon viele schlaue Menschen die Köpfe zerbrochen.

Zusammenfassung

Wenn man für jede der Fragen seine persönlichen Antworten gefunden hat, dann kann man nun die passende Software aussuchen, bei Bedarf bezahlen und installieren.

Alles andere ist eine Frage des sozialen Ansehens (mein Haus, mein Pferd, mein Office).

Persönlich kenne ich Apple Software, Windows Software und Unix/Linux Software. Arbeiten lässt sich mit jeder Variante. Ich selbst sehe keine wesentlichen Vor- oder Nachteile in den einzelnen Systemen (außer vielleicht den Kosten).

Oh ja doch. Um die Diskussion loszutreten: Ich liebe mein Ubuntu (zu Hause). Ich mag mein Windows (auf der Arbeit) und MacOs vermisse ich (MacOs X habe ich leider nie ausprobiert).

Vielen Dank für's Lesen sagt
Florian